Die Ausstellung LTR-RTL. Hin und Her. Iran-Österreich zeigt Arbeiten von österreichischen und iranischen Künstlern und Künstlerinnen und verspricht schon vom Titel her eine gegenseitig facettenreiche Auseinandersetzung.
väter und söhne پدران و پسران
In ihrer Fotoinstallation „Söhne und Väter. Väter und Söhne“ zeigt Maria Meusburger-Schäfer drei Generationen von Männern (Sohn, Vater, Großvater) einmal mit nacktem Oberkörper und Farsi Schriftzeichen und einmal mit Hemden bekleidet in einem Ausstellungsraum mit deutschen Schriftzeichen.
Es sind Großvater, Vater und Sohn (beziehungsweise Schwiegervater, Ehemann und Sohn), die in derselben Körperhaltung dem Betrachter und der Betrachterin frontal gegenüberstehen.
Die Fotografien bilden eine Linie so wie auch Generationen linear aufeinanderfolgen. Die gesichtslosen Torsi erzeugen ein Gefühl von repräsentativer Allgemeingültigkeit. Sie erinnern an antike männliche Skulpturen. Der nackte – vor allem der junge, starke männliche - Körper gilt in der westlichen Welt als klassisches Schönheitsideal.
Der Blick ist auf den Mann gerichtet, die Frau ist nicht vorhanden. Schönheit – Körperlichkeit – Männlichkeit – Pariachat – Macht sind die Themen, die die Künstlerin zur Diskussion stellt.
Bekleidung und Nacktheit werden durch kulturelle Vorgaben, religiöse Weltbilder, soziale Verhaltenscodici und individuelle Vorlieben geprägt. Maria Meusburger-Schäfer inszeniert das Thema Bekleidung und Körperlichkeit in zwei unterschiedlichen Ansichten ihrer Fotoinstallation. Sie öffnet zwei Räume und schafft damit gleichzeitig eine gewisse Distanz zu den Abgebildeten.
Die Kleidung verrät Gruppenzugehörigkeit, Alter, Geschlecht und gesellschaftlichen Status. Sie schützt den Körper vor den Unbillen der Natur wie Regen und Kälte. Sie schützt unsere Intimsphäre vor den Blicken der anderen. Kleidung verdeckt, Nacktheit stellt bloß.
Die Abbildungen von Vätern und Söhnen in Meusburger-Schäfers Fotoinstallation bilden jeweils ein Triptychon. Sie spielen mit der archetypischen Symbolik der Zahl Drei (in der christlichen Tradition die Trias Heiliger Geist, Gottvater und Gottes Sohn)
Die Künstlerin thematisiert in dieser sehr persönlichen Arbeit die ewige Wiederholung des menschlichen Lebenszyklus. Dieses grundlegende Lebensprinzip verbindet uns grenzüberschreitend über alle Kulturen und Länder hinweg: der Sohn wird Vater und Großvater wie sein Vater und Großvater vor ihm, denn auch der Großvater ist der Sohn seines Vaters und der Enkel seines Großvaters.
Nicht zuletzt bleibt die Frage, welche Rolle die Frau in diesem archaischen Lebenszyklus spielt, unsichtbarer Teil der Fotoinstallation